Wer bin ich 2.0?

Moderne Technologien treiben den gesellschaftlichen Fortschritt voran und beeinflussen somit nicht nur enorm das Zeitalter der Digitalität, sondern auch den Menschen, der sich im Spiegel der Zeit wandelt und sich aus diesem Wandel heraus seine Identität formt. Das Düsseldorfer NRW-Forum – unter der künstlerischen Leitung von Alain Bieber – hat mit seiner Ausstellung EGO UPDATE sich mit der Zukunft der digitalen Identität beschäftigt und nachgefragt, wie sich die Identität im Einfluss von digitalen Medien weiterentwickelt.

Ich fotografiere, ich dokumentiere, also bin ich“

Die Ausstellung EGO-UPDATE präsentiert in den Räumen des NRW Forums mit 23 internationalen und nationalen Künstlern unterschiedliche Denkanstöße für das Ich im digitalen Zeitalter. Einen zentralen Einfluss auf die Düsseldorfer Ausstellung als Phänomen der digitalen Identität nimmt das >>Selfie<<. Die Ablichtung des eigenen Selbst mit Hilfe moderner Technologien, sowie das einhergehende >>Posten<< und >>Teilen<< des eigenen Ichs in sozialen Netzwerken verschafft den Individuen in digitalen Räumen Identität. Das Ich kommt im digitalen Raum zur Geltung. Es wird gesehen, wahrgenommen und ist da. Aber anders als in der Realität wird die Frage, „Wer bin ich?“ nun zur Frage nach dem, „wer will ich sein?“, beziehungsweise wie stelle ich mich im digitalen Raum da, um als der Mensch wahrgenommen zu werden, der ich sein will. Das idealisierte Selbst wird in der digitalen Realität zum konstruierten realen Selbst, welches in der Realität nur als ideales Wunschbild existiert. Auf den Punkt gebracht wird dieses Phänomen des digitalen Zeitalters vom britischen Fotografen Robbie Cooper. Er vergegenwärtigt mit seiner Bildreihe >>Alter Ego<< die Thematik von Online-Spielern und ihren Avataren. Dabei verkörpern die Avatare meistens ein idealisiertes Selbst oder ein erwünschtes Selbst, welches so in der Realität nicht möglich ist. Meistens verschieben sich bei den konstruierten Avataren die Geschlechter, oder das idealisierte Selbst tritt in der Form des Avatars als muskulös, kraftvoll, schlank und attraktiv auf. Neben dieser zugespitzten Differenz vom Ich und dem digitalen Ich, existiert noch das >>Cosplay<<. Der japanische Verkleidungstrend könnte auch als die Übertragung eines digitalen (fiktiven) Selbst in die Realität betrachtet werden.

[caption id="attachment_816" align="alignnone" width="700"]ego_update_sieber_oliver_howl_2012_copyright_oliver_sieber Oliver Sieber: Howl, Leverkusen (2007) aus der Serie >>Character Thieves<<.[/caption]

Cosplayer tragen Kostüme von Figuren aus Mangas, Animes oder Computerspielen. Sie nehmen das Verhalten ihrer fiktiven Charaktere an und versuchen es somit real werden zu lassen. Besonders beeindruckend stellt der Künstler Oliver Sieber mit seiner Fotoreihe >>Character Thieves<< [http://os66.de/] das Cosplay dar, in dem mit Identitäten gespielt und herumexperimentiert wird. Der Wunsch jemand anderes zu sein und dem realen Alltag zu entfliehen, findet im Cosplay Berechtigung. Neben den Künstlern Sieber und Cooper greift die Ausstellung EGO-UPDATE noch viele weitere Ansätze über die Zukunft einer digitalen Identität auf und ist auf jeden Fall sehenswert.

NRW-Forum Düsseldorf| EGO UPDATE

19.9.2015 – 17.1.2016

www.nrw-forum.de

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